Peter Brötzmann eilt sein "Machine-Gun-Image" stets unerbittlich voraus. Brötzmann der deutsche Berserker unter den Saxophonisten. Der Powerplayer, der mit brachialen Bariton- und Tenorsaxophonklängen die Trommelfelle der Zuhörer traktiert. Einer der seit Jahrzehnten "sein Ding" durchzieht und unbeirrt von Strömungen im Jazz bei seinem kompromisslosen Stil geblieben ist.
Enjoy Jazz macht auch das möglich: Ein gut gefüllter Saal im Karlstorbahnhof, ungewöhnlich viele Menschen für ein Free-Jazz-Konzert.
Natürlich spielt das Trio mit dem Bassisten MarinoPilakas und Schlagzeuger Michael Wertmüller harte und laute Musik, hochenergetisch und unglaublich dicht gewebt – eine Musik ohne Lücken. Wenn Bröztmann einmal für einen Moment keine Klangkaskaden aus dem Horn stößt, dann drischt Wertmüller umso furioser auf sein Schlagzeug ein und Pliakas lässt noch einen Tick nervöser und fingerbrecherischer seine Griffel über die Bassbünde fliegen. Und trotzdem: Niemals Lärm – immer strukturierte Musik. Was für ein Kontrast zum Wallumrod-Ensemble des Vorabends. Dort vergeistigte Musik "ohne Eier", hier das pralle Leben. Brutal, hart, Jazz als Dauer-Schrei und lebendig ohne Ende.
Und manchmal dann doch die kurzen lyrischen Passagen, kleine Ruhepole – da schimmert Ornette Colemans (schon bemerkt, wie gegenwärtig Coleman mittlerweile bei sehr vielen Musikern im Repertoire geworden ist? Wie schön) Lonely Woman auf und lässt erahnen, daß auch ein Brötzman mit und in der Jazzgeschichte lebt.
Peter Brötzmann
Marino Pliakas
Michael Wertmüller
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