Knapp ein halbes Jahr vor dem offiziellen Beginn von Enjoy Jazz, Ausgabe 11, dem größten Jazzfestival der Metropolregion Rhein-Neckar – hatten die Veranstalter zu einem ersten Pressetermin geladen. Auf der Agenda stand ein Ausblick auf das Programm und natürlich die Drumherum-Veranstaltungen des Festivals.
Der Veranstaltungsort des Tages – bei SAS im Haarlass Heidelberg – war ein erstes gutes Zeichen, demonstrierte es doch das fortgesetzte Engagement des Hauptsponsors der vergangenen Jahre. Auch ansonsten scharten sich die üblichen Verdächtigen um Festival-Leiter Rainer Kern. Klaus Gasteiger von BASF, der Geschäftsführer von ABC-Druck und die Leiter der wohlbekannten Veranstaltungsstätten von Enjoy Jazz.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gab es zusätzlich erfreuliche Nachrichten zur Festivalfinanzierung. Die Stadt Heidelberg stellt 30.000 Euro aus dem Stadtsäckel zur Verfügung und auch die Landesförderung Baden-Württemberg wurde endlich aufgestockt, so daß Enjoy Jazz mittlerweile ebenso hoch gefördert wird, wie die JazzOpen in Stuttgart. Ein lange erwartetes Signal und der überregionalen Bedeutung von Enjoy Jazz würdig. Weitere öffentliche Mittel gibt es in diesem Jahr erstmals zweckgebunden von der Kulturstiftung des Bundes, doch dazu weiter unten mehr.
Wichtig für Enjoy Jazz bleibt der hohe Anteil privater Förderung und das fortgesetzte Engagement von SAS, BASF und auch Verivox, gerade in diesen Zeiten – Einsparungen sind in diesem Jahr nicht nötig, der Etat entspricht in etwa dem des Vorjahres.
Festival-Leiter Rainer Kern, umrahmt von Jürgen Fritz (SAS, links) Klaus Gasteiger (BASF, rechts)
Die einschlägig bekannten Veranstaltungsstätten das Haus in Ludwigshafen, die Alte Feuerwache in Mannheim und der Karlstorbahnhof Heidelberg sind wieder mit von der Partie, und auch die Spezialveranstaltungsstätten für die "großen" Konzerte in Ludwigshafen Feierabendhaus, Gesellschaftshaus der BASF und erstmals in diesem Jahr das Theater im Pfalzbau, wo Cassandra Wilson auftreten wird.
Bewährtes
Das bewährte musikalische Konzept der Veranstaltung ändert sich auch im Jahr 2009 nicht: Ein Mix mit einigen "Leuchttum-Jazzern", mehr als einem Schuss jazzperipherer Musik und einer ganzen Reihe von noch eher Unbekanntem und Entdeckenswertem markieren die bisher bekannten Programmpunkte. Das Auftaktkonzert wird diesmal wieder im Schloss Heidelberg stattfinden und mit dem Charles Lloyd Quartet beginnt das Festival mit einem Leckerbissen.
Wie gewohnt glänzt EJ wieder mit einigen "großen" Namen: Wayne Shorter beschließt das Festival am 11.11. und zwischen Start und Finale locken unter anderem Cassandra Wilson, Erik Truffaz, Joshua Redman, Branford Marsalis und mit Sicherheit noch die Eine oder der Andere – die bisher noch nicht feststehen. Namen schwirrten durch den Raum aber solange nichts bestätigt ist, muss auch der Jazzblogger schweigen.
Im Vergleich zum Vorjahr, als das Programm mit rund 70 Konzerten außerordentlich üppig ausgefallen war, sind diesmal "nur" um die 50-60 Konzerte geplant. Das erscheint als vernünftiges Maß, waren 2008 teilweise sogar drei Konzerte an einem Abend angesetzt und das ist dann doch zuviel des Guten.
Archie Shepp Photo: Schindelbeck
Auch das gehört zu Enjoy Jazz: Man trifft auf alte Bekannte. Jan Garbarek ist wieder zu Gast, zum gefühlt 17. mal, Archie Shepp nach kurzer Pause im vergangenen Jahr ebenso, Joshua Redman, Branford Marsalis und einige andere. Darüber mag man bei erstklassigen Musikern nicht unbedingt klagen, zumal die Bands in neuen Zusammensetzungen auch hochinteressante Begegnungen erwarten lassen. Garbarek soll mit dem Meister-Tabla-Spieler Trilok Gurtu auftreten, Archie Shepp voraussichtlich mit Napoleon Maddox ("Human Beatbox", er war vor ein paar Jahren schon mit Roy Nathanson beim Enjoy Jazz Klapsmühl Konzert zu hören). Auch Erik Truffaz ist wieder mit dabei – und der ist ja immer für spannende Kollaborationen bekannt.
Erik Truffaz Photo: Schindelbeck
Ansonsten darf man auf die Ankündigungen der kommenden Wochen gespannt sein. Der Jazzblogger freut sich, wenn die in den Raum geworfenen Namen Ditzner, Lömsch… auch zu hören sein werden.
Joshua Redman Photo: Schindelbeck
Die erfolgreichen Matineen im Haarlass, Gesprächsrunden mit ausgesuchten Jazzmusikern, werden durch Aufzeichnungen des SWR in diesem Jahr noch aufgewertet. Andere, aus den Vorjahren bekannte, Veranstaltungen finden diesmal leicht geändert statt. Die Masterclasses werden erheblich exklusivere Veranstaltungen. Nur noch fünf Teilnehmer sollen zugelassen werden und keine interessierten Zuschauer. Hier hat man wohl ebenso aus Erfahrungen gelernt, wie bei der Vortragsveranstaltung mit dem Jazzjournalisten Christian Broecking. Seine Veranstaltungen werden nun direkt mit Konzerten gekoppelt. Eine sehr sinnvolle Entscheidung, die Broeckings interessanten Veranstaltungen wohl das größere Publikum bescheren wird, die sie verdienen.
Christian Bröcking Photo: Schindelbeck
ECM-Festival im Festival
Die ECM Begeisterung von Enjoy Jazz spiegelt sich schon seit Jahren im Programm wider und im Jahr 2009 wird diese enge Verbindung geradezu zelebriert. Anlässlich von 40 Jahren ECM wird im Rahmen von Enjoy Jazz vom 22. bis 25. Oktober ein Sonderprojekt unter dem Titel "40 Jahre ECM – Klang und Vision" stattfinden. An vier Tagen dreht sich im Mannheimer Schloss alles um ECM und seinen Gründer und Label-Chef Manfred Eicher. Ein Symposium, ECM-Konzerte, Festschrift und Festakt – Feierliches im Herbst unter der Schirmherrschaft von Mannheims OB Peter Kurz und gefördert mit Mitteln der Bundeskulturstiftung. Die Planungen sind noch in vollem Gange, genauere Informationen gibt es bislang noch nicht.
Manfred Eicher. Foto: Schindelbeck
Kooperation mit Punkt Festival Norwegen
Erstmals gibt es in diesem Jahr eine Kooperation mit dem Punkt Festival aus Norwegen. Experimentelles ist hier zu erwarten: Nach einem Live Konzert machen sich Spezialisten über die einspielte Musik her und stellen ad-hoc gemixte Sessions zusammen. Klingt auf jeden Fall interessant.
Zwei Kick-Off Konzerte
Zwei Konzerte unter dem Enjoy Jazz Label markieren in dieser Woche den Startschuss für den Vorverkauf. Holly Cole tritt am 14.05. in der Alten Feuerwache Mannheim auf und Kitty Hoff beehrt den Karlstorbahnhof am Freitag, den 15.05. in Heidelberg.
Enjoy Jazz 2009 Programm (Stand 12.05.2009)
Fr | 02. 10 | Charles Lloyd New Quartet (USA) | HD, Schloss |
So | 04.10. | Matthias Eick (Norwegen) | MA, AFW |
Do | 08.10. | Kristin Asbjörnsen (Norwegen) | HD, Karlstorbahnhof |
So | 11.10. | Nik Bärtsch Solo | MA, AFW |
So | 18. 10 | Joshua Redman (USA) | MA, AFW |
Mo | 19. 10 | Vijay Iyer HELIX (USA) | HD, Karlstorbahnhof |
Di | 20. 10 | Jan Garbarek (Norwegen) | HD, Stadthalle |
Do | 22.10. | ECM 40 Jahre – Klang und Vision | MA, Schloss |
Fr | 23.10. | ECM 40 Jahre – Klang und Vision | MA, Schloss |
Sa | 24. 10 | ECM 40 Jahre – Klang und Vision | MA, Schloss |
So | 25.10. | ECM 40 Jahre – Klang und Vision | MA, Schloss |
Do | 29. 10 | Cassandra Wilson (USA) | LU, Theater im Pfalzbau |
So | 01. 11 | Richard Bona (Kamerun) | LU, Feierabendhaus |
Mo | 02. 11 | The Hang All Stars Don Grusin, Dave Grusin, Le Ritenour, Nils Wülker, Wolfgang Schmid, Will Kennedy | das Haus Ludwigshafen |
Di | 03. 11 | Truffaz, Singh, Murcof (Schweiz, England, Mexiko) | HD, Karlstorbahnhof |
Mi | 04. 11 | Cyminology (Deutschland, Indien) | HD, Karlstorbahnhof |
Do | 05. 11 | Branford Marsalis (USA) | MA, AFW |
Fr | 06. 11 | Mocky (Kanada) | HD, Karlstorbahnhof |
Fr | 06. 11 | Jazz To Day: Michael Wollny Solo / Ulf Wakenius with Special Guest Youn Sun Nah: A Tribute to Esbjörn Svensson (Deutschland, Schweden, Korea) | MA, AFW |
Sa | 07.11. | Mostly Other People Do The Killing (USA) | HD, Karlstorbahnhof |
Sa | 07. 11 | Tord Gustavsen Quartet (Norwegen) | MA, AFW |
So | 08. 11 | MGT Wolfgang Muthspiel, Slava Grigoryan & Ralph Towner (Deutschland, Australien, USA) | LU, Gesellschaftshaus |
Di | 10.11. | Archie Shepp Phat Jam | t.b.a. |
Mi | 11.11. | Wayne Shorter (USA) | HD, Stadthalle |
MA AFW = Mannheim Alte Feuerwache
HD Karlstorbahnhof = Karlstorbahnhof Heidelberg
Der Jazzblogger freut sich auf den Herbst und auf viele interessante Musik- und Fotosessions 😉
Hach, war freue ick mir schon wieder :O) Das hört sich jetzt schon äußerst gut an und wird bestimmt – wie immer – noch besser. Ich bin wirklich froh, dass das Enjoy Jazz auch in Krisenzeiten weiter auf hohem Niveau bestehen kann!